Werden Infektionen mit Gonokokken, die die umgangssprachlich auch als Tripper bekannte Gonorrhoe auslösen, unbehandelbar? Österreichische Dermatologen raten dazu die Entwicklung bei dieser sexuell übertragbaren Krankheit im Auge zu behalten. In einer Studie haben die Forscher um Univ.-Prof. Dr. Angelika Stary vom Ambulatorium für Pilzinfektionen und andere infektiöse venero-dermatologische Erkrankungen die aktuelle Entwicklung näher unter die Lupe genommen. Die Hautspezialisten wollten herausfinden, wie häufig die Gonorrhoe auftritt und wie es mit der Entwicklung von Resistenzen auf bei Tripper bislang wirksame Antibiotika aussieht. Noch, so die Dermatologen, bestehe keine unmittelbare Gefahr, jedoch gebe es Anlass zur Besorgnis.
Bei Erhebungen in Universitätskliniken und Ambulatorien in Wien, Graz und Innsbruck beobachteten Stary und Kollegen zwischen 1999 und 2014 eine starke Zunahme der Gonokokkeninfektionen. Die Zahl der Tripperfälle habe sich in dieser Zeit verachtfach. Anlass zur Besorgnis gibt den Forschern auch die Resistenzentwicklung. Die Resistenz auf Chinolone, Penicillin und Tetrazykline hätten sich dramatisch erhöht, schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, vom November 2015. Die minimale Hemmkonzentration (MHK), ein Maß für die Wirksamkeit eines Antibiotikums, aber auch für eine mögliche Resistenzentwicklung, nimmt bei Cephalosporinen in Bezug auf den Erreger des Tripper Neisseria gonorrhoeae zu. Die unmittelbare Gefahr einer nicht behandelbaren Gonorrhoe bestehe derzeit in Österreich nicht, schreiben Stary und Kollegen. Die Resistenzentwicklung des Gonorrhoe-Bakteriums aber, sollte man weiterhin genau beobachten. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Problematik weltweit gegeben. Die WHO-Experten warnten schon vor Jahren davor, dass es in absehbarer Zeit für Millionen Infizierte keine Heilung mehr geben könnte. Alarmierende Berichte über Resistenzen hatte es im Vorfeld unter anderem aus Australien, Frankreich, Japan, Norwegen und Schweden gegeben. In Deutschland besteht seit der Einführung des Infektionsschutzgesetztes 2001 keine Meldepflicht mehr.
Quelle:
Redaktion hautstadt; „Die Gonokokkeninfektion in Österreich: Eine Langzeitbeobachtung der Prävalenz und Resistenzentwicklung von 1999 bis 2014“, Stary, A., Heller-Vitouch, C., Binder, M., Geusau, A., Stary, G., Rappersberger, K., Komericki, P., Hoepfl, R. and Haller, M., JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 2015, 13: 1136–1146. doi: 10.1111/ddg.50_12816