Kontaktallergien sind ein verbreitetes Phänomen in Europa. Neben Metallen wie Nickel und Chrom oder Duftstoffen, sind auch bestimmte Chemikalien als häufige Allergieauslöser bekannt. Darunter eine chemische Substanz mit Namen para-Phenylendiamin, kurz PPD. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin hat PPD stark sensibilisierende Eigenschaften und kann Kontaktallergien auslösen. Die Chemikalie wird häufig in Haarfärbemitteln eingesetzt, da sie färbende Eigenschaften aufweist. PPD kommt dabei als Vorstufe des Farbtons zum Einsatz, die eigentliche Farbe bildet sich in einer chemischen Reaktion mit so genannten Oxidationskupplern im Haar. Auch in Textilien und Leder kann PPD enthalten sein, und in Henna-Tattoos. Um einen Überblick über die Verbreitung der Kontaktallergien in Europa zu gewinnen, hatte die EU im Jahr 2001 ein Untersuchungsprogramm gestartet, das die Kontaktsensibilisierung auf Basis klinischer Daten überwacht und bewertet: The European Surveillance System on Contact Allergies (ESSCA). Die Daten werden seither von teilnehmenden dermatologischen Abteilungen in Europa gesammelt. Eine Forschergruppe hat jetzt diese Daten in Bezug auf PPD ausgewertet und ermittelt, wie häufig die PPD-Allergie in Europa insgesamt und in den einzelnen europäischen Ländern vorkommt.
Das Forscherteam aus den Niederlanden, Italien, Polen und Deutschland (Universität Erlangen/Nürnberg) hat Daten zu PPD aus 12 europäischen Ländern der Jahre 2002 bis 2012 ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Contact Dermatitis veröffentlicht. Insgesamt bezog das Team mehr als 99.000 Patienten mit positiven Allergietests auf PPD in die Analyse ein. Für Gesamteuropa ergab sich dabei eine Sensibilisierungsrate für die Chemikalie PPD von etwa vier Prozent (Prävalenz). Vier Prozent der Europäer reagieren also im Allergietest auf PPD. Im Gegensatz zu anderen Allergenen wie Nickel ist die Rate der Sensibilisierten bei PPD nicht gesunken. Die Forscher um Marie-Louise A. Schuttelaar und Tatiana A. Vogel von der Universität Groningen (NL) verglichen außerdem die europäischen Länder untereinander. Die meisten PPD-Allergien gibt es danach in Litauen, die niedrigste Rate in Slowenien. In den südeuropäischen Ländern kamen in großer Zahl starke und extrem starke Reaktionen auf die Substanz PPD im Allergietest vor, berichten Schuttelaar, Vogel und Kollegen. Die Forscher vermuten, dass in Südeuropa PPD in einer größeren Zahl an Haarfärbeprodukten enthalten ist. Der Einsatz von PPD in Haarfärbemitteln in Deutschland geht zurück, die Alternativen sind laut BfR jedoch zum Teil ebenso problematisch.
Quelle:
Redaktion hautstadt; „ESSCA results with the baseline series, 2002–2012: p-phenylenediamine“, Schuttelaar, M.-L. A., Vogel, T. A., Rui, F., Kręcisz, B., Chomiczewska-Skora, D., Kieć-Świerczyńska, M., Uter, W. and Larese Filon, F., Contact Dermatitis 2016, 75: 165–172. doi:10.1111/cod.12583