Als atopischen Gang bezeichnet die Medizin die aufeinanderfolgende Entwicklung verschiedener Erkrankungen, bei denen Haut und Schleimhäute überempfindlich reagieren. Zu den atopischen Erkrankungen werden Neurodermitis, Heuschnupfen, Allergien und allergisches Asthma bronchiale gezählt. Die Veranlagung dafür wird vererbt. Sie treten deshalb familiär gehäufte auf. Es besteht eine erhöhte Neigung auf den Kontakt mit natürlichen oder künstlichen Umweltstoffen mit gesteigerter Bildung bestimmter Antikörper, sogenannter IgE, zu reagieren. Ein Viertel bis zu einem Drittel der Gesamtbevölkerung ist von einer Atopie betroffen. Dermatologen des Yonsei University College of Medicine in Seoul und Wonju, Korea, haben sich nun gefragt, inwieweit eine Ansäuerung des pH-Wertes in der obersten Hautschicht, dem Stratum corneum (SC), den atopischen Gang verhindern kann. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachjournal Experimental Dermatology veröffentlicht.
Der erste Schritt einer Atopie sei, so die Forscher, eine angeborene Beeinträchtigung der Hautschutzbarriere, der eine Neurodermitis folge. Zur Behandlung oder Vorbeugung der Barrierestörung und damit verbundener Entzündungen wird empfohlen, den natürlichen, leicht sauren pH-Wert der Haut aufrechtzuerhalten. Doch kann ein saurer Haut-pH sogar davor schützen, dass sich später noch weitere atopische Erkrankungen entwickeln?
Die koreanischen Forscher sind dieser Frage mit Hilfe von Mäusen nachgegangen, die einen Mangel an Filaggrin in ihrem Erbgut hatten, wie dies auch bei vielen Patienten mit Neurodermitis der Fall ist. Die Haut der Schuppenschwanzmäuse wurde zweimal täglich mit saurer (pH2,8) oder neutraler (pH7,4) Creme behandelt und gleichzeitig wurden die Tiere mit den Antigenen von Hausstaubmilben konfrontiert. Das Aufrechterhalten eines sauren Stratum corneum, so berichten die Autoren, habe sowohl das Vorkommen von allergischen Atemwegsentzündungen, als auch von Hautläsionen, die Neurodermitis ähnlich sind, bei den Mäusen verhindern können.
Quelle:
Redaktion hautstadt; “Acidification of stratum corneum prevents the progression from atopic dermatitis to respiratory allergy”, Lee, H.-J., Lee, N. R., Kim, B.-K., Jung, M., Kim, D. H., Moniaga, C. S., Kabashima, K. and Choi, E. H., Experimental Dermatology 2017, 26: 66–72. doi: 10.1111/exd.13144