Die Allergien gegen Pollen haben in diesem Jahr früh und teils recht heftig für Beschwerden gesorgt. Eine Behandlung der Ursachen ist mit Hilfe einer spezifischen Immuntherapie (SIT, Hyposensibilisierung) möglich, bei der regelmäßig, meist für einen Zeitraum von drei Jahren, Allergieauslöser vom Arzt verabreicht werden. Doch nur rund zwei Drittel der Hyposensibilisierungstherapien schlagen an. Eine mögliche Ursache für dieses häufige Therapieversagen haben jetzt Forscher der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz-Zentrums München aufgedeckt. Bei ihren Untersuchungen zeigte sich, dass nicht-allergene Bestandteile von Pollen die Reaktion des Immunsystems maßgeblich beeinflussen. Die bisherigen Ergebnisse legten nahe, so die Forscher, die gängige Praxis bei der Behandlung von Allergien zu überdenken.
Die Forschung an Pollenallergien hat sich lange auf die eigentlichen Allergene konzentriert – diejenigen Bestandteile von Pollen also, die eine Reaktion im Immunsystem auslösen. Beim Kontakt mit der Nasenschleimhaut setzen Pollen jedoch nicht nur Allergene frei, sondern auch zahlreiche andere Stoffe. In einer Pilotstudie hat ein Team von Wissenschaftlern um Prof. Claudia Traidl-Hoffmann, Umweltmedizinerin an der TUM, erstmals die Wirkung dieser Substanzen auf Allergiker untersucht. Ergebnis: Bestandteile von Pollen, die alleine gar keine Allergie auslösen, verstärken die Reaktionen des Körpers auf Allergene deutlich.
Bei den nicht-allergene Bestandteilen von Pollen, die für Allergien eine Rolle spielen, handelt es sich um besonders kleine Moleküle, zum Beispiel um Produkte des Stoffwechsels. In Birkenpollen beispielsweise sind mehr als 1.000 verschiedene dieser sogenannten niedermolekularen Substanzen enthalten. Einige der Bestandteile, die allergische Reaktionen verstärken, konnten die Forscher bereits in früheren Untersuchungen identifizieren – etwa Adenosin oder bestimmte Fettsäuren. Diese Stoffe könnten sich auch negativ auf Immuntherapien auswirken. Die Forscher der TU München denken nun darüber nach, wie die Hyposensibilisierung zukünftig verbessert werden kann.
Quelle:
Redaktion hautstadt; “Pollen derived low molecular compounds enhance the human allergen specific immune response in vivo”, S. Gilles-Stein, I. Beck, A. Chaker, M. Bas, M. McIntyre, L. Cifuentes, A. Petersen, J. Gutermuth, C. Schmidt-Weber, H. Behrendt, C. Traidl-Hoffmann, Clinical and Experimental Allergy, DOI: 10.1111/cea.12739