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AOK-Kinderreport: Fast jedes vierte Schulkind im Nordosten ist Allergiker – Allergiehäufigkeit außerhalb der Ballungsräume nimmt zu

Seit einigen Jahren entwickeln immer mehr Kinder in ländlichen Bereichen eine allergische Erkrankung.
4. Januar 2018

Fast jedes vierte Schulkind in der Nordost-Region Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ist Allergiker. Seit einigen Jahren entwickeln immer mehr Kinder in ländlichen Bereichen eine allergische Erkrankung. Das geht aus dem ersten Kinderreport hervor, den das Gesundheitswissenschaftliche Institut Nordost (GeWINO) der AOK für die Region erstellt hat. Rund 23 Prozent der Schulkinder im Nordosten sind Allergiker. An der Spitze liegt Mecklenburg-Vorpommern mit 24 Prozent, gefolgt von 23 Prozent in Brandenburg. In Berlin sind immerhin noch 22 Prozent der Schulkinder von allergischen Erkrankungen betroffen. Ein überraschendes Ergebnis des Reports beschreibt Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn: „Innerhalb der vergangenen zehn Jahre mussten wir eine Zunahme der Allergiehäufigkeit insbesondere außerhalb der Ballungsräume feststellen“, so der GeWINO-Geschäftsführer und Leiter der Studie.

Seit 2006 ist der Anteil von Schulkindern mit Allergien in Mecklenburg-Vorpommern um 3,2 Prozent und in Brandenburg um 0,8 Prozent gestiegen. In Berlin ist ihr Anteil hingegen um 1,4 Prozent gesunken. Die häufigste Erkrankung ist Neurodermitis, gefolgt von der allergischen Rhinitis, dem sogenannten Heuschnupfen. 11,3 Prozent der Schulkinder in Mecklenburg-Vorpommern leiden unter Neurodermitis. In Brandenburg sind 11,1 Prozent der Schulkinder betroffen und in Berlin 9,2 Prozent. Unter Heuschnupfen leiden 9,2 Prozent der Schulkinder in Mecklenburg-Vorpommern, 8,8 Prozent in Brandenburg und 8,0 Prozent in Berlin.

Die Allergieexperten raten dazu, Allergien bei Kindern ernst zu nehmen. Doch was können Eltern tun? Prof. Dr. med. Susanne Lau, Sektionsleiterin Pädiatrische Allergologie und Pneumologie der Charité Klinik für Pädiatrie empfiehlt eine frühzeitige Hyposensibilisierung bei Pollen- und Hausstauballergikern. Damit könne die Asthmaentstehung um 40 Prozent verringert werden. Wichtig ist aus Sicht der Allergieexpertin auch, Kinder nicht Tabakrauch auszusetzen, unnötige Kaiserschnitt-Geburten zu vermeiden und die Hautbarriere bei Säuglingen durch frühzeitiges und sehr regelmäßiges Eincremen zu fördern, insbesondere in Familien mit atopischen Erkrankungen. Eltern, die das Erkrankungsrisiko bei ihren Kindern vermindern möchten, können auch im Bereich der Ernährung Vorbeugendes tun: Säuglinge möglichst bis mindestens zum 4. bis 6. Lebensmonat stillen und keine unnötigen diätetischen Einschränkungen im Säuglingsalter vornehmen. Auch Beikost sollte zeitgerecht ab dem 5. Lebensmonat gefüttert werden, so die Allergie-Expertin weiter.

Denjenigen, die es schon „erwischt“ hat, helfen Maßnahmen wie sie etwa in Schweden durchgeführt werden: Dort gibt es zum Beispiel Regelungen, die Luftfilter vorschreiben und Duftstoffe in Schulen und Krankenhäusern untersagen.

Quelle:
Redaktion hautstadt; Für den ersten „Kinderreport“ hat das GeWINO die ambulanten Diagnosen von mehr als 125.000 Schulkindern im Alter von 6 bis 16 Jahren mit Wohnsitz in Berlin, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern in 2006 und 2015 verglichen.; “Allergy immunotherapy for allergic rhinitis effectively prevents asthma: Results from a large retrospective cohort study”, Schmitt J. et al., J Allergy Clin Immunol., Dez. 2015, 136/6: 1511-1516