Interdisziplinär behandeln: Das Augenmerk bei Neurodermitis auch auf Begleiterkrankungen richten

Bei Neurodermitis können parallel Begleiterkrankungen auftreten.
19. April 2018

Bei Neurodermitis können parallel Begleiterkrankungen auftreten. Solche sogenannten Komorbiditäten können, müssen aber nicht ursächlich mit der Grunderkrankung zusammenhängen, berichten Experten in der aktuellen Leitlinie Neurodermitis. Sie soll Ärzten und Patienten als Leitfaden für das Management der chronischen Hauterkrankung dienen. Neben Therapieverfahren und allgemeinen Gesichtspunkten werden darin auch die am häufigsten auftretenden Begleiterkrankungen bei Neurodermitis benannt und die wichtigsten Aspekte kurz erläutert.

Neurodermitis, die auch als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet wird, wird zusammen mit Asthma bronchiale und Heuschnupfen in der Gruppe der atopischen Erkrankungen zusammengefasst. Beide gelten auch als klassische Begleiterkrankungen bei Neurodermitis. In der Leitlinie nennen die Experten auch Nahrungsmittelallergien als mögliche Begleiter. Diese können neben Stress, Temperaturunterschieden oder reizenden Stoffen einen Triggerfaktor der Neurodermitis darstellen. Echte Nahrungsmittelallergien sind bei Neurodermitikern allerdings deutlich seltener als gemeinhin angenommen wird. Bei Kindern spielen sie in etwa einem Drittel der Fälle eine Rolle, bei Erwachsenen nur bei fünf Prozent der Patienten. Unverträglichkeiten gibt es häufig gegenüber Zitronensäue oder Nahrungsmitteln, die Histamin enthalten (Wein, Käse). Ohne Allergietest und ärztlichen Rat sollten Eltern ihrem Kind besser keine Diäten „verordnen“.

Patienten mit Neurodermitis, so der Bericht in der Leitlinie, haben häufig auch sog. Sofortreaktionen des Immunsystems, wie z.B. eine Kontakturtikaria (Nesselsucht). Auch ein anaphylaktischer Schock kann vorkommen. Als mögliche Begleiterkrankungen werden außerdem eine Entzündung der Speiseröhre, eine entzündliche Darmerkrankung (Enterokolitis) sowie eine schmerzhafte Entzündung der Rektumschleimhaut (Proktitis) in der Leitlinie aufgeführt. Genaue Häufigkeiten seien hier nicht bekannt. Im Bereich der Haut sei bei Neurodermitis die Verhornungsstörungen Ichthyosis vulgaris als Begleiterkrankung häufig. Und auch auf die Psyche, sei bei Neurodermitis zu achten, führt die Leitlinie aus. Schlafstörungen, ADHS und psychische Auffälligkeiten kommen bei Kindern mit Neurodermitis häufiger vor. Die Leitlinie empfiehlt das Augenmerk auch auf die Begleiterkrankungen der Hauterkrankung Neurodermitis zu richten, sowie die Zusammenarbeit mit Fachleuten der jeweiligen medizinischen Disziplinen zu suchen. Eine gute Nachricht um Schluss: Hirntumore und Diabetes mellitus Typ 1 sind bei Neurodermitis seltener.

Quelle:
Redaktion hautstadt; „Leitlinie Neurodermitis [atopisches Ekzem; atopische Dermatitis], Entwicklungsstufe: S2k, [ICD 10: L20.8, L20.9, L28.0], AWMF-Registernummer: 013-027, Erstellungsdatum: 04/2008, Letzte Überarbeitung: 03/2015“