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München Forscher möchten Allergie-Therapie „SIT“ verbessern – Begleitstoffe in Pollen verstärken allergische Reaktion und beeinflussen Therapie

Pollen wie die der Birke machen im April und Mai vielen Allergikern das Leben schwer – die spezifische Immuntherapie (SIT) schlägt bei einem Teil der Patienten nicht an.
2. Januar 2018

Pollen wie die der Birke machen im April und Mai vielen Allergikern das Leben schwer – die spezifische Immuntherapie (SIT) schlägt bei einem Teil der Patienten nicht an. Birkenpollen enthalten neben Allergenen, also Stoffen auf die das Immunsystem mit einer Allergie reagiert, auch sogenannte „nicht-allergene“ Substanzen. Viele der kleinen Moleküle braucht das Pollenkorn für seine eigenen Lebensvorgänge. Einige davon sind auch nicht ohne, denn sie können die allergische Reaktion deutlich verstärken und Entzündungsprozesse fördern. Sind solche Inhaltsstoffe auch in den Impflösungen enthalten, die für die SIT (auch: De-/Hyposensibilisierung) verwendet werden, kann sich dies auch negativ auf die Behandlung auswirken. Das zumindest vermuten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz-Zentrums München. Die Forscher um Prof. Claudia Traidl-Hoffmann nehmen seit kurzem die nicht-allergenen Bestandteile von Pollen genauer ins Visier.

Das Ergebnis erster Untersuchungen legt nach Ansicht von Traidl-Hoffmann und Kollegen nahe, die gängige Praxis bei der Behandlung von Allergien zu überdenken. Bei einer spezifischen Immuntherapie verabreichen Ärzte heute eine Flüssigkeit, die Pollen mit allen Bestandteilen enthält. Dadurch, so Prof. Traidl-Hoffmann, geraten auch niedermolekulare Substanzen in den Organismus, die sich negativ auf die Immuntherapien auswirken könnten. „Derzeit schlagen nur 60 bis 70 Prozent der Hyposensibilisierungstherapien an“, sagt Claudia Traidl-Hoffmann. Ein Grund dafür könnten nicht-allergene aber entzündungsfördernde Inhaltsstoffe sein. Ein möglicher Ansatz zur Verbesserung der Therapie wären nach Auffassung der Münchner Forscher Impflösungen mit rekombinanten, also biotechnologisch hergestellten, Proteinen. Dadurch könnte man gezielt nur das Allergen verabreichen, damit sich der Körper daran gewöhnt, so die Wissenschaftler. Eine Therapie mittels rekombinanter Proteine wurde bisher nur für Menschen entwickelt, die allergisch gegen Bienen- und Wespengift sind.

In Birkenpollen-Extrakten sind gut 1000 verschiedene niedermolekulare Substanzen enthalten. Einige der Bestandteile, die allergische Reaktionen verstärken, konnten die Forscherinnen und Forscher aus München bereits in früheren Untersuchungen identifizieren – etwa Adenosin oder verschiedene Fettsäuren.

Quelle:
Redaktion hautstadt; “Pollen derived low molecular compounds enhance the human allergen specific immune response in vivo”, S. Gilles-Stein, I. Beck, A. Chaker, M. Bas, M. McIntyre, L. Cifuentes, A. Petersen, J. Gutermuth, C. Schmidt-Weber, H.Behrendt, C. Traidl-Hoffmann, Clinical and Experimental Allergy, DOI: 10.1111/cea.12739