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„Natürliche Killerzellen verfügen über ein Gedächtnis“ – Neue Einblicke in das Entstehen der „Weißfleckenkrankheit“ Vitiligo

Wenn das Immunsystem sich irrt, kommt es vor, dass nicht nur kranke Zellen oder krankmachende Mikroben angegriffen werden, sondern auch ganz normale, gesunde Körperzellen.
29. Juni 2017

Wenn das Immunsystem sich irrt, kommt es vor, dass nicht nur kranke Zellen oder krankmachende Mikroben angegriffen werden, sondern auch ganz normale, gesunde Körperzellen. Bei der „Weißfleckenkrankheit“ Vitiligo richten sich die Attacken der körpereigenen Abwehr gegen die Pigmentzellen in der Haut. Forscher der Universität Bonn und der Ludwig-Maximilians-Universität München um Dr. Jasper van den Boorn und Prof. Dr. Veit Hornung haben jetzt einen neuen Mechanismus entschlüsselt, wie genau das Immunsystem die Pigmentzellen der Haut angreifen kann. Die Hauptrolle dabei spielen die sogenannten Natürlichen Killerzellen.

Im Immunsystem des Menschen ist eine Reihe von Zellen aktiv, die Eindringlinge und kranke Zellen eliminieren. Dazu gehören beispielsweise die Natürlichen Killerzellen sowie T- und B-Lymphozyten, die Teil der weißen Blutkörperchen sind. Natürlichen Killerzellen wurde bislang in Abrede gestellt, über ein immunologisches „Gedächtnis“ für das körpereigene Gewebe zu verfügen. Die Forscher wiesen jetzt nach, dass sich diese Abwehrzellen bei häufigerem Kontakt mit einem Kontaktallergen an die Pigmentzellen „erinnern“.

Die Pigmentzellen der Haut sind als Schutzschild vor UV-Strahlung unentbehrlich. Die häufig erwünschte Sommerbräune kann sich aber nur durch das Pigmentzell-Enzym namens Tyrosinase bilden. Je mehr die Sonne vom Himmel brennt, desto mehr Pigmente werden durch dieses Enzym gebildet. Der Wirkstoff Monobenzon kann dieses Enzym spezifisch blockieren und dadurch eine Stressreaktion auslösen. Daraufhin greift das Immunsystem die betroffenen Pigmentzellen an. Eine häufige Folge ist die „Weißfleckenkrankheit“ Vitiligo, die zu pigmentfreien Flächen auf der Haut führt. Wenn Monobenzon an die Tyrosinase andockt, spricht man von einem Hapten in der Pigmentzelle. Dies ist nun eine „körperfremde“ Struktur, die das Immunsystem aktivieren kann.

In Versuchen mit Mäusen fanden die Forscher heraus, dass der mehrfache Kontakt mit Monobenzon ausschließlich die Natürlichen Killerzellen dazu brachte, Pigmentzellen zu erkennen und zu attackieren. Natürliche Killerzellen gehören zum angeborenen Immunsystem und töten abnormale Zellen – wie Krebszellen oder virusinfizierte Zellen. Ein entsprechendes immunologisches Gedächtnis für körpereigene Gewebe und die Fähigkeit diese spezifisch attackieren zu können wurde bislang nur den T- und B-Lymphozyten zugeschrieben. Die Resultate eröffnen möglicherweise auch neue Therapieoptionen für die Behandlung des Schwarzen Hautkrebses, hoffen die Forscher.

Quelle:
Redaktion hautstadt; „Inflammasome-dependent induction of adaptive NK cell memory“,Jasper G. van den Boorn, Christopher Jakobs, Christian Hagen, Marcel Renn, Rosalie M. Luiten, Cornelis J.M. Melief, Thomas Tüting, Natalio Garbi, Gunther Hartmann & Veit Hornung, Immunity 2016, DOI: 10.1016/j.immuni.2016.05.008