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Nicht das Allergen allein bestimmt über die Allergie – Kleine Moleküle aus Pollen verstärken allergische Reaktion

Jahr für Jahr aufs Neue machen Birkenpollen vielen Menschen im Frühling das Leben schwer.
6. Juli 2017

Jahr für Jahr aufs Neue machen Birkenpollen vielen Menschen im Frühling das Leben schwer. Forscher der TU München konnten zeigen, dass dabei nicht nur die allergieauslösenden Stoffe selbst, sondern auch bislang unverdächtige Stoffe eine Rolle spielen, die ebenfalls in den Pollen enthalten sind. Kleine Moleküle des Stoffwechsels der Pollen verstärken die allergische Reaktion deutlich und haben vermutlich auch ungünstige Auswirkungen auf Immuntherapien.

Wichtigster Auslöser der Abwehrreaktion des Immunsystems ist ein Protein namens „Bet v1“, das eigentliche Hauptallergen der Birke. Für das Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um Prof. Claudia Traidl-Hoffmann von der TUM steht jedoch nicht das Allergen im Mittelpunkt. Im Gegenteil: Die Stoffwechselprodukte von Birkenpollen wurden für eine Studie so gefiltert, dass nur noch kleinen Moleküle, sog. niedermolekulare Substanzen, in dem Extrakt enthalten waren, die alleine gar keine Allergie verursachen.

Für die Untersuchung haben die Forscher zum einen verschiedene Kombinationen aus Allergen und niedermolekularen Substanzen mit einem sogenannten Prick-Test auf der Haut von Pollen-Allergikern getestet. Zum anderen verabreichten sie den Testpersonen einige der Mischungen auch über die Nase. Das Ergebnis war eindeutig: Sowohl beim Prick-Test, als auch bei der Aufnahme über die Nase waren die Reaktionen deutlich stärker, wenn nicht nur das Allergen, sondern zusätzlich auch die niedermolekularen Begleitsubstanzen verabreicht wurden. Wurden beide unter die Haut gepikst, bildeten sich besonders starke Rötungen und Quaddeln. Über die Nase aufgenommen sorgte die Mischung für starke Schleimbildung und der Körper der Testpersonen bildete zahlreiche Antikörper. Bei Allergikern, an denen nur die niedermolekularen Substanzen allein getestet wurden, zeigte sich gar keine Wirkung.

Auffällig war, dass der Extrakt aus Birkenpollen nicht nur bei Birkenpollen-Allergikern eine Reaktion auslöste, die Wirkung zeigte sich auch bei Menschen mit Gräserpollen-Allergie. Viele der niedermolekularen Substanzen kommen auch in anderen Pollen vor. In dem Birkenpollen-Extrakt sind gut 1.000 verschiedene niedermolekulare Stoffe enthalten. Ein Ansatz zur Verbesserung der Immuntherapie könnten laut Traidl-Hoffmann Impflösungen sein, in denen diese Begleitstoffe nicht enthalten sind.

Quelle:
Redaktion hautstadt; “Pollen derived low molecular compounds enhance the human allergen specific immune response in vivo”, S. Gilles-Stein, I. Beck, A. Chaker, M. Bas, M. McIntyre, L. Cifuentes, A. Petersen, J. Gutermuth, C. Schmidt-Weber, H.Behrendt, C. Traidl-Hoffmann, Clinical and Experimental Allergy 2016, DOI: 10.1111/cea.12739