Schweizer Studie zeigt: Radon erhöht Risiko, an bösartigem Hautkrebs zu erkranken

Das radioaktive Gas Radon erhöht das Risiko, an bösartigem Hautkrebs zu erkranken. Das ist das Ergebnis einer Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) basierend auf Daten der gesamten Bevölkerung der Schweiz.
18. Oktober 2018

Das radioaktive Gas Radon erhöht das Risiko, an bösartigem Hautkrebs zu erkranken. Das ist das Ergebnis einer Studie des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) basierend auf Daten der gesamten Bevölkerung der Schweiz. Dass Radon ein Lungenkrebs-Risiko darstellt, war seit langem bekannt. Doch nun zeigen Untersuchungen des Swiss TPH im Rahmen der Schweizerischen Nationalen Kohortenstudie: Das natürliche radioaktive Gas Radon in den eigenen vier Wänden erhöht auch das Risiko, ein malignes Melanom zu entwickeln.

Die Schweiz gehört zu den Ländern der Welt mit der höchsten Rate von malignen Melanomen. Sie steht damit an dritter Stelle nach Australien und Neu Seeland. In dem Alpenland erkranken fast doppelt so viele Menschen am malignen Melanom wie in Deutschland oder Frankreich. Das könnte zum einen mit einer höheren UV-Belastung in größerer Höhe zusammenhängen. Doch auch Radon spielt dabei, der Studie zufolge, eine wichtige Rolle. Radon wird im Gestein und im Erdboden gebildet. Es ist ein Zerfallsprodukt von Uran das natürlicherweise in Granit und metamorphen Gesteinen vorkommt, die in den Alpen nicht selten sind. „Unsere Studie zeigt, dass radioaktive Alphapartikel beim Zerfall von Radon nicht nur das Lungengewebe, sondern auch die Haut beschädigen können. Das wurde bisher kaum untersucht“, erläutert Martin Röösli, Professor für Umweltepidemiologie am Swiss TPH und Koautor der Studie neben Erstautorin Danielle Vienneau.

Ausgewertet hat das Team insgesamt 1.900 Todesfälle aufgrund eines malignen Melanoms, die zwischen 2000 und 2008 bei Personen über 20 Jahren in der gesamten Schweiz aufgetreten sind. Die häusliche Radonbelastung wurde anhand von rund 45.000 Messungen des Bundesamtes für Gesundheit errechnet unter Berücksichtigung der Gebäudecharakteristik und der geologischen Beschaffenheit an der Wohnlage. Neben den Grundgesteinen spielt die Abdichtung eines Hauses gegenüber dem Erdboden eine Rolle für die Radonbelastung in den eigenen vier Wänden. Mit Hilfe geeigneter Bauweise kann die Belastung stark reduziert werden.

Radon ist für junge Menschen gefährlicher als für ältere, berichten die Autoren. Bei den 30-Jährigen erhöht sich das relative Hautkrebsrisiko um rund 50 Prozent pro 100 Bq/mᵌ Zunahme der Radonbelastung, bei den 60-Jährigen sind es 16 Prozent. „Je jünger die Person, desto größer der Einfluss von Radon auf das Erkrankungsrisiko“, erklärt Röösli. Das Gewebe von Jüngeren reagiere empfindlicher auf ionisierende Strahlung als das älterer Menschen. Das hätten auch Erfahrungen nach den Atombombenexplosionen im 20sten Jahrhundert in Japan gezeigt.

Quelle:
Redaktion hautstadt; “Effects of Radon and UV Exposure on Skin Cancer Mortality in Switzerland”, Danielle Vienneau, Kees de Hoogh, Dimitri Hauri, Ana M. Vicedo-Cabrera, Christian Schindler, Anke Huss, and Martin Röösli for the SNC Study Group, Environmental Health Perspectives 2017; DOI:10.1289/EHP825